Zion National Park – Angels Landing, Kolob Arch und Menschenmassen
Der erste Nationalpark in Utah, den wir uns nach der Genesung unseres fahrbaren Untersatzes anschauen, ist der Zion National Park. Ursprünglich unter dem Namen Mukuntuweap und als National Monument bekannt, bekam der Park seinen heutigen Namen „Zion = Zufluchtsort“ von mormonischen Siedlern. Wir stellen uns erst einmal in die Autoschlange am Osteingang – ein kleiner Vorgeschmack, was uns in den nächsten Tagen hier erwarten wird – nicht umsonst ist der Zion einer der meistbesuchtesten Parks in Utah. Natürlich sind schon kurz nach Mittag beide Zeltplätze im Park ausgebucht. Auch freie Parkplätze gibt es keine mehr. Wir quetschen uns erst einmal mit auf den Wohnmobil-Parkplatz hinter einen etwas kürzeren RV und stürzen uns ins Meschengetümmel rund ums Visitor Center.
Wenig später sitzen wir in einem der Shuttle Busse – außer mit dem Rad oder zu Fuß die einzige Möglichkeit in den Canyon zu kommen – und steuern eines der wohl bekanntesten Ziele sämtlicher Nationalparks an: Angels Landing. Wir reihen uns in den Strom der Wanderer, laufen den sehr gut ausgebauten Weg hinauf zur Schulter, wo es „Ernst“ wird. Ketten sichern den weiteren Pfad hinauf zum „Gipfel“. Nicht, dass wir hier über einen Klettersteig o.ä. reden, nein, nur über einen etwas steileren Pfad, der zugegeben an manchen Stellen etwas ausgesetzt ist – mehr nicht. Was sich allerdings an den Ketten abspielt ist wahrhaft großes Gruselkino: An einigen Stellen geht es kaum noch vorwärts oder rückwärts. Menschen kleben buchstäblich an den Eisengliedern, rutschen auf allen Vieren die Sandsteinstufen hinab. Dass angesichts der Szenen, die sich hier abspielen nicht mehr passiert, grenzt an ein Wunder. Selbstüberschätzung und -ja wie definiere ich das jetzt eigentlich- Koordinations-Bewegungs-Gleichgewichts-Fitness-Mangel auf breiter Front stellen teilweise sogar eine Gefahr für diejenigen dar, die problemlos und ohne auch nur eine Kette zu berühren, auf dem Weg nach Oben oder Unten sind. Zum Glück finden wir am Aussichtspunkt durch ein paar Schritte über felsiges Terrain ein Plätzchen nur für uns – außerhalb des Sichtbereiches der Selfi-Hundertschaften genießen wir unseren Blick durch den Zion-Canyon.
Zurück am Parkplatz beschließen wir direkt vor dem Visitor Center stehen zu bleiben und eine hoffentlich ungestörte Nacht zu verbringen. Schließlich könnten wir ja auch Über-Nacht-Wanderer sein, die hier nur geparkt haben. Zwar leert sich der riesige Parkplatz bis gegen 22:00 fast völlig, doch egal, nun ist es zuspät einen Rückzieher zu machen.
Wie erwartet verbringen wir eine ruhige ungestörte Nacht und nehmen es am nächsten Tag nochmals mit den Menschenmassen auf. Heute soll uns der Weg bis ans Ende, bis in die „Narrows“, also die „Engstellen“ führen. Auch so ein Klassiker im Zion – man läuft den nur wenige Meter schmalen Canyon, der gesäumt ist von hunderte Meter hohen Felswänden. Das einzige Problem oder die Herausforderung dabei: Man teilt sich diesen Pfad mit dem Virgin River, der in die entgegengesetzte Richtung fließt und einem dabei alles demonstriert, was ein ordentlicher Bergbach im Mai so alles drauf hat. Kalt ist er, Strömung hat er, viel Geröll trägt er mit sich und tief ist er an einigen Stellen auch…
Kommerzielle Anbieter nutzen diese Eigenschaften natürlich und verleihen Tröckenanzüge und die passenden Schuhe nebst Wanderstock und wasserdichten Handytasche. Spöttische $50 Dollar kostet dieses Vergnügen, auf das wir mit unserem Budget dankend verzichten. Wir wählen kurze Hosen, Sandalen und das Abenteuer was damit verbunden ist. Nach ein paar 100 Metern sind unsere Füße und Beine so extrem kalt, dass sie eher in einem blau-weiß schimmern als in einer gesunden bräunlichen Farbe. Genug Spaß in den Narrows – wir kehren um.
Auch haben wir genug der Menschenmassen und fahren daher am Abend nochmal in einen ruhigeren Teil des Parks – der Kolob Canyon im Westen wird -absolut ungerechtfertigter Weiße- kaum besucht, da er nicht auf der Reiseroute der meisten Besucher liegt und damit einen Umweg bedeuten würde. Nicht für uns, genau 5:00 Morgens starten wir unsere 6 stündige Wanderung zum Kolob-Arch, einem der größten Steinbögen der gesamten USA. Hier sind wir fast allein, nur auf dem Rückweg begegnen uns noch ein paar weitere Hiker.
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